Fotos von attraktiv drapierten Kuchen, Rezepte für gesunde Snacks und vollwertiges selbstgebackenes Brot – sowas werdet ihr hier vergeblich suchen!
Ich habe während meiner Elternzeit schon auch viel auf Mamablogs, Pinterest und Instagram durch Rezepte geschmökert: Die 5 besten Sommersalate, gesunde Smoothies mit Weizengrassaft, leckere Quarkhasen, vegane Käsekuchen und andere Leckereien kann man da finden.
Ja sicher machen die toll gestylten Fotos Lust aufs Kochen und Backen… Aber als berufstätige Mutter von 2 kleinen Kindern kann ich da nicht mithalten: Eigentlich hab ich ja gar keine Zeit zum Backen. Deshalb backe ganz oft meine “Gelingt-immer-Standardkuchen”. Aber manchmal lasse ich mich auch hinreißen und probiere was neues aus. Dann backe ich irgendwas cooles nach, das ich im Internet gesehen habe.
Es geht nichts über einen guten Kuchen, aber ich möchte nicht für meine Backideen gefeiert werden. Ich habe andere Interessen, Ziele und Projekte, die mir im Leben viel wichtiger sind. Mütter, tauscht Euch über euere Ideen und Ziele aus – nicht über Backrezepte!
Der vegane Käsekuchen
Letztens hatte ich so einen lecker aussehenden veganen Käsekuchen auf einem Mami Blog gefunden und mich wieder hinreßen lassen. Ich renne also los, kaufe ganz enthusiastisch die aufgelisteten Zutaten und nehme mir den Samstag Nachmittag Zeit in Ruhe diesen veganen Käsekuchen nachzubacken.
Mein anfänglicher Enthusiasmus wurde leider schnell ausgebremst. Erst stelle ich fest, dass meine Küchenmaschine nur bedingt geeignet ist Cashewnüsse zu mahlen und auch der spezielle Zucker den ich da gekauft habe war glaube ich eigentlich der Falsche. Naja, 2 Stunden später (die Küche ist verwüstet) habe ich den veganen Käsekuche tatsächlich zustande gebracht.
Er war schon essbar, aber die Farbe war so bräunlich grau. Irgendwie sah er ranzig aus. Markus, der 2 Stunden lang alleine die Kinder bespasst hatte, damit ich in Ruhe backen kann machte beim Anblick des veganen Käsekuchens ein enttäuschtes Gesicht. Aus DEM wird in diesem Leben jedenfalls kein Veganer mehr…
Seit dem mache ich keine Experimente mehr. Ich backe gerne und viel (auch mit den Kindern), aber ich backe nur noch das was ich gut kann: Gedeckten Apfelkuchen, Bananenkuchen, Gewürzkuchen und Möhrenkuchen sind meine Standardkuchen. Die werden immer super. Butterplätzchen werden nach Anlass und Jahreszeit mit anderen Formen ausgestochen oder anders glasiert. Das machte den Kindern Spaß, geht schnell und stresst mich nicht. Und ja, ich backe Familienrezepte mit fiesem weißem Haushaltszucker. Markus und den Kindern schmeckts und ein bisschen Zucker hat noch niemanden umgebracht.
Was Rezeptideen mit Feminismus zu tun haben
Diese Rezeptideen auf den Istagram und den Mama-Blogs sind wirklich toll aufbereitet und schön präsentiert. Aber ich finde, dass sie mich als Mutter unterbewusst unter Druck setzen. Sie geben mir das Gefühl, dass andere Mütter jede Woche tolle ausgefallene Kuchen backen. Und ich nicht.
Diese Beiträge mit Fotos von perfekt gestyltem Gebäck tragen auch zum Mütter-Bild unserer Gesellschaft bei: Mütter backen umwerfend gut aussehende, gesunde und leckeres Kuchen… Echt?? Nee, also ich kann und will da nicht nicht mithalten.
Auf der einen Seite befreien wir Frauen uns mühevoll von diesem archaischen 50er-Jahre-Bild der Mutter: Dem Heimchen am Herd, das den ganzen Tag nur kocht, putzt und backt. Und auf der anderen Seite ziehen wir uns die ganze Zeit auf Blogs und Social Media diese gestylten Food-Fotos rein, die uns suggerieren, dass Mütter nur vollwertig-gesund kochen und fantastische kreative Kuchen zaubern. Ja, ich bin Mutter, aber sorry: Ich definieren mich nicht über meine Kuchen und Sonntagsbraten. Mein Fokus im Leben liegt woanders.
Bei uns gibt es selbstgemachte Pizza (die ziemlich wild aussieht, weil mein Vierjähriger sie selbst belegt), gefüllte Pfannkuchen, Thai-Curry, Pasta mit Tomatensoße und andere banale Gerichte, die nicht fotogen sind. Meine Küche ist auch nicht fotogen. Und im Übrigen kocht bei uns Papa, weil er besser kochen kann als ich. Ich bin nur fürs Backen zuständig.
Es kann gut sein, dass ich, wenn die Kinder etwas älter sind wieder experimentierfreudiger werde, was das Backen anbelangt. Aber im Moment ist alles was in unsere Küche so kredenzt wird relativ unspektakulär.
Ach ja: Und das Kind, das wiederstandslos diesen gesunden Smoothie mit Weizengrassaft trinkt möchte ich wirklich mal sehen! Mein Vierjähriger hat mir gestern im Bett zugeflüstert, dass ich bitte keinen Karottenkuchen mehr backen soll. Er will keinen Kuchen wo Gemüse drin ist, sagt er.
Wie immer freue ich mich wenn du diesen Artikel teilst 🥰
Hier noch ein super Rezeptvideo für Energy Balls von meinem Lieblings-Koch und Back-Youtube Kanal: